NICKNAMES UND COMICBILDER?

Was muss man bei der Registrierung von Kindern in Sozialen Netzwerken beachten? Ein Gespräch mit Medientrainer Gerrit Flindt. BERLINER MORGENPOST. 04. April 2011.

Soziale Netzwerke üben einen großen Sog auf Kinder aus, bereits Zehnjährige wollen sich ein Profil zulegen. Sollen die Eltern dem Wunsch nachgeben?

Flindt: Oft übt der Freundeskreis großen Druck aus, einem Netzwerk beizutreten. Wenn das Kind sich daher unbedingt anmelden will, weil „alle“ drin sind, dann können Eltern das in Betracht ziehen. Aber nicht ohne Bedingungen. Sie sollten als Schutz- und Kontrollinstanz beiseite stehen. Also sich regelmäßig angucken, was das Kind dort treibt.

Netzwerk ist ja nicht gleich Netzwerk – bei welchem raten Sie zu, von welchen raten Sie ab?

Das ist leider nicht ganz einfach. SchülerVZ hält sich streng ans deutsche Datenschutzrecht, Facebook tut das nicht unbedingt. Trotzdem sind die VZ-Netzwerke bei den älteren Schülern nicht besonders angesagt. Denn die Inhalte, für die sich die Jugendlichen interessieren, finden sich eher bei Facebook.

Wenn das Kind sich zum ersten Mal registriert, sollten die Eltern dabei sein?

Unbedingt. Denn bei der Erstregistrierung werden alle Daten angeben. Und das erste Profilbild ausgesucht.

Worauf sollte man dabei achten?

Nur die allernötigsten Informationen angeben und die Profilangaben manuell einstellen. Einen Nickname verwenden und das Kind zu einem möglichst unverfänglichen Profilbild überreden. Das kann eine Comicfigur sein oder ein Tierbild. Wenn es unbedingt ein persönliches Foto sein muss, dann eins, auf dem nicht viel zu erkennen ist.

Die Netzwerke werden häufig zum Chatten benutzt – wie können Eltern sichergehen, dass es dabei nicht auch zu Mobbing kommt?

Einerseits gibt es viele Ratgeberseiten im Netz, auf denen Eltern sich über Cybermobbing informieren können, zum Beispiel bei www.klicksafe.de. Andererseits ist es wichtig, dass die Eltern ein Gefühl dafür bekommen, wie der Klassenverband des Kindes ist. Wenn z.B. immer wieder über die gleichen Kinder gelästert wird, kann das ein Indiz dafür sein, dass jemand ins soziale Abseits gerät.

Auch beim Thema Geld tappen Kinder im Netz gerne in Fallen. Worauf muss man bei den Sozialen Netzwerken achten?

Bei Facebook sind es in erster Linie die Browserspiele wie „Farmville“. Die Spiele sind erstmal umsonst, aber Zusatzfunktionen kosten Geld. Da klicken die Kinder auch mal aus Versehen irgendwo drauf. Und wenn es dann noch bequem vom Handy abgebucht wird, verlieren sie schnell den Überblick über die Kosten.

Wenn man sein Kind noch nicht bei Sozialen Netzwerken registrieren möchte, ihm aber das Chatten mit Freunden ermöglichen will, welche Alternativen gibt es?

Prinzipiell rate ich zu speziellen Kinderchatrooms, wie man sie über www.fragfinn.de findet. Bei diesen Chats, z.B. toggo.de, tivitreff.de oder seitenstark.de/chat, sind immer Moderatoren anwesend. Und es gibt Hilfeangebote, wenn das Kind sich – aus welchen Gründen auch immer – belästigt fühlt. Von MSN und anderen Instant Messengern rate ich bei jüngeren Kindern dagegen ab, das sind Plattformen für Erwachsene. Dafür gibt es mittlerweile den Windows Live Messenger für Kids. Dort können Eltern z.B. die Kontaktliste ihres Kindes verwalten.

Zu guter Letzt: Ist Vertrauen gut, aber Kontrolle besser?

Der Mittelweg ist der richtige. Nicht permanente Kontrolle, aber auch nicht totales Laissez-Faire. Wichtig ist, dass die Eltern und Kinder miteinander sprechen. Und dass sich beide Seiten an die Abmachungen halten, die vorher getroffen wurden. Für die Kinder heißt das: Nutzungszeiten einhalten, kein Verabredungen mit Fremden, keine persönlichen Daten rausgeben. Umgekehrt sollten die Eltern ihrem Kind auch nicht alle drei Minuten misstrauisch über die Schulter schauen.

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